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Mit dem Fokus auf Preußen, beschäftigt man sich hier mit der historischen Geschichte von Deutschland.

Donnerstag, 3. Juni 2010

"Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen"



Geschichte und Kultur

Ostpreussen, das nordoestlichste Land des Deutschen Reiches, hat eine Flaeche von 36.996 qkm und 2,5 Millionen Einwohner (1939); es gliederte sich seit 1920 in die Regierungsbezirke Westpreussen (Marienwerder) , Allenstein, Gumbinnen und Koenigsberg; seine Hauptstadt ist Koenigsberg i.Pr.

Die ausserordentlich reizvolle Landschaft Ostpreussens verdankt ihre Gestaltung vor allem der Oberflaechenformung durch die eiszeitlichen Inlandeismassen. Sie schufen mit ihren Ablagerungen und Schmelzwasserseen den bis 313 m hohen ostpreussischen Abschnitt des stark bewaldeten Baltischen Hoehenrueckens mit der vielbesungenen Masurischen Seenplatte. Die hoechsten Erhebungen sind die Kernsdorfer Hoehe und der Seesker Berg. Die groessten Seen sind Spirding-, Mauer-,Geserich-, Loewentin-,Rosch-, Rheinischer und Drauensee.

Suedlich des eigentlichen Hoehenrueckens liegen ausgedehnte Sandflaechen, z.B. die Johannesburger Heide. Fruchtbare Niederungen kennzeichnen das Land an den Unterlaeufen der drei Hauptfluesse Nogat (Muendung der Weichsel), Pregel und Memel. Eine Besonderheit der ostpreussischen Kueste sind das Frische und das Kurische Haff mit ihren vorgelagerten, duenenreichen Nehrungen. Zwischen diesen schiebt sich das Samland mit seinem als Bernsteinkueste beruehmten Steilabfall an die Ostsee.

Das Klima zeigt deutliche Kennzeichen der weit nach Osten vorgeschobenen Lage. Sie bringt die tiefsten Jahresmittel der Temperatur und die kaeltesten Winter des Norddeutschen Tieflandes. UEber 100 Frosttage im Jahr sind keine Seltenheit. Nur ein schmaler Kuestenstreifen hat ein etwas milderes Klima.

Wirtschaftlich war Ostpreussen eine der grossen Kornkammern des Deutschen Reiches.
Land- und Forstwirtschaft waren stets die Haupterwerbszweige und lieferten grosse UEberschuesse. Hauptanbaupflanzen waren Roggen, Hafer, Kartoffeln, Gerste und Weizen.



Ein in aller Welt bekannter Zweig der bluehenden Viehzucht war die Pferdezucht von Trakehnen. Bedeutung hatte auch die Milchwirtschaft.

Die Industrie war nur in den groesseren Staedten (Koenigsberg, Elbing, Tilsit, Allenstein) staerker entwickelt und verarbeitete vor allem die Agrarprodukte. Elbing war ein bedeutender Standort der Werftindustrie.
Geschichte: Durch seine Bernsteinfunde war Ostpreussen schon den handeltreibenden Voelkern der Antike bekannt.
Der ansaessige Stamm der Pruzzen wiedersetzte sich erfolgreich der Christianisierung durch Wojtjech genannt Aldalbert von Prag (gest. 3.04.997) bei Truso; bis der Piastenherzog Konrad von Masovien 1226 den Deutschen Orden rief, der von Kaiser Friedrich II. das Kulmer Land als Lehen empfing und die Reichsfuerstenwuerde in Preussen erhielt.



Dem Orden folgten zahlreiche Siedler, die um die Burgen herum Staedte gruendeten, denen in der Kulmer Handfeste selbstaendige Verwaltung gewaehrt wurde. 1231 entstand Thorn, 1232 Kulm, 1233 Marienwerder, 1237 Elbing, eine Gruendung der luebischen Hanse. Aber erst 1283 gelang die vollstaendige Unterwerfung der Pruzzen mit Hilfe Koenig Ottokars II. von Boehmen, dem zu Ehren Koenigsberg gegruendet wurde.

Aus dem ehemaligen Herzogtum Preussen (Land des Deutschen Ordens) hervorgegangen, fiel Ostpreussen 1618 durch Nachfolgerecht an Brandenburg; durch Frieden von Oliva wurde es aus der polnischen Lehnshoheit entbunden.

1701 fand in Koenigsberg die Kroenung des Kurfuersten Friedrich III. von Brandenburg (als Koenig Friedrich I. in Preussen) statt, weil Ostpreussen nicht zum Reichsverband gehoerte. 1709/10 stark durch die Pest entvoelkert, wurde Ostpreussen 1722/40 von Friedrich Wilhelm I. durch Kolonisten aus der Schweiz, der Pfalz, Nassau und Salzburg neu besiedelt.

Nach dem Siebenjaehrigen Krieg nahm die Landwirtschaft in Ostpreussen einen starken Aufschwung (Getreideexporte), die Universitaet Koenigsberg (Kant) erlebte ein hohe Bluete. 1812/13 begann in Ostpreussen unter Yorks Fuehrung der Freiheitskampf gegen Napoleon. 1815 entstand die Provinz Ostpreussen, die 1824/78 mit Westpreussen zur Provinz Preussen vereinigt wurde.

Im Vertrag von Versailles musste das Gebiet um Soldau an Polen, das Memelgebiet an die Alliierten abgetreten werden. Bei der Abstimmung im Bezirk Allenstein wurde dieser dem Reich erhalten. Das durch den polnischen Korridor vom Reich getrennte restliche Westpreussen rechts der Weichsel wurde mit Ostpreussen zusammengelegt.

Ostpreussen musste mit der Osthilfe wirtschaftlich gehalten werden. 1939 wurde das Memelgebiet zurueckgegliedert.

Im 2.Weltkrieg kam es nach dem Einbruch der Russen in Ostpreussen im Oktober 1944 zu einer furchbaren Katastrophe, weil die Evakuierung der Zivilbevoelkerung vom Gauleiter nicht rechtzeitig zugelassen wurde und Ostpreussen (Kessel zwischen Braunsberg, Heiligenbeil und Koenigsberg bis zur westlichen Samlandkueste) vom uebrigen Deutschland abgeschnitten war, so dass Hundertausende von Zivilpersonen eingeschlossen wurden oder ueber das Eis des Frischen Haffs zu fliehen versuchten. Die Zahl der Todesopfer wird mit 614.000 angegeben.


Auf der Potsdamer Konferenz wurde Ostpreussen bis zum Friedensvertrag in einen sowjet. und einen poln. Verwaltungsbezirk geteilt. Die deutsche Bevoelkerung wurde zurueckgehalten, verschleppt, vertrieben; bis 1947 fanden 1,93 Millionen ostpreussische Fluechtlinge in Mittel- und Westdeutschland Aufnahme.

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